auto.WAVES

Straßenräumliche Wirkungen und Verträglichkeit
des autonomen Fahrens im Raum Wien

Forschungskooperation mit der Stadt Wien – MA 18

Die Entwicklungspfade des autonomen Fahrens gelten nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Gesundheitskrise als äußerst unsicher. Während das technologische Versprechen bislang nicht eingelöst werden konnte hochautomatisierte Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, verlieren aufgrund von Reisebeschränkungen und Abstandsregeln neue Mobilitätsangebote wie das Carsharing oder Mitfahrdienste an Nachfrage. Eine wesentliche Entwicklung, denn besonders die geteilte Nutzung von autonomen Fahrzeugen hätte positive Auswirkungen auf den Stadtraum.

Der Frage wie sich die Einführung autonomer Fahrzeuge in unterschiedlichen Straßenräumen Wiens niederschlagen könnte, widmeten sich ForscherInnen des future.lab Research Center im Rahmen einer Forschungskooperation mit der Stadt Wien – MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung).* Aufbauend auf einer verkehrlichen Simulationsstudie wurde untersucht, inwiefern mögliche Veränderungen im Verkehrsaufkommen den umliegenden Nutzungen zuträglich wären und in welchem Ausmaß sich Gestaltungsanforderungen verändern würden. Um eine Varianz in den Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wurden eine innerstädtische Quartiersstraße, eine Hauptverkehrsstraße am Stadtrand und eine Erschließungsstraße in einem Gewerbegebiet als exemplarische Untersuchungsräume ausgewählt.

Für innerstädtische Wohnquartiere mit intensiver Geschäftsnutzung ergab die zugrundeliegende Simulationsstudie beispielsweise, dass der Einsatz bedarfsbasierter autonomer Shuttles besonders auf niederrangigen Straßen ein höheres Verkehrsaufkommen verursachen würde. Aufgrund einer Vielzahl bestehender Nutzungsanforderungen (z.B. Fuß- und Radverkehr, Ladetätigkeiten, Gastronomie und Freizeitaktivitäten) hätte dies für bestimmte Quartiersstraßen eine Verschlechterung der Verträglichkeit zur Folge. In Anbetracht städtischer Entwicklungsziele entsteht ein Handlungsdruck, aber auch die Möglichkeit durch gestalterische Maßnahmen autonome Systeme zu optimieren. Dazu zählt beispielsweise die Einrichtung von dezidierten Haltezonen, die Festlegung niedriger Geschwindigkeiten und der Ausbau von Anlagen für den Fuß- und Radverkehr (siehe Abbildung). Durch ein niedriges Tempolimit wird die Interaktionssicherheit zwischen den Modi gefördert und zu einer Reduktion der Verkehrsmengen beigetragen. Indessen erleichtern Sammelpunkte in Form von Haltezonen höhere Besetzungsraten (Ridesharing) und tragen indirekt zu einem Rückgang des Parkraumbedarfs bei. Inwiefern die Flächenerfordernisse des bleibenden Parkraumbedarfs, der Radfahranlagen und der Haltezonen sowie der Ladebereiche für autonome Fahrzeuge in den Stadtraum integriert werden wirkt sich grundlegend auf die Durchlässigkeit und letztlich die Attraktivität künftiger Straßenräume aus.

Die im Zuge der Studie visualisierten Veränderungspotentiale stellen weder idealisierte Zukunftsbilder dar, noch definieren sie Voraussetzungen für den Einsatz autonomer Fahrzeuge. Die Untersuchung eröffnet viel mehr Spannungsfelder der räumlichen Transformation mit autonomem Fahren und liefert dadurch Hinweise für ein vorrausschauendes planerisches Handeln. Im Verhältnis zu älteren Studien wird hervorgehoben, dass die Wirkungen neuer Mobilitätstechnologien je nach Raumgefüge und Straßentypologie differenziert zu betrachten sind. Nutzungsnachbarschaften und möglicherweise widersprüchliche Anforderungen der Verkehrsmodi sind ebenso zu berücksichtigen wie die Anforderungen der Verkehrsflusseffizienz und der Interaktionssicherheit.

*Die Forschungskooperation „auto.WAVES - Straßenräumliche Wirkungen und Verträglichkeit des automatisierten Fahrens„ entstand 2020 in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien – MA 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung. Rahmengebend war das Forschungsprojekt „auto.WAVES: Autonomes Fahren – Wirkungsanalyse Verkehr, Energie und Stadt für den Raum Wien“, das 2018 bis 2020 durch den FTI-Innovationsfonds der Wiener Stadtwerke gefördert wurde.